Sobald die Insekten ausreichend gewachsen sind und geschlachtet wurden, beginnt die Verarbeitungsphase. Die Verarbeitungsstufen können sehr gering oder intensiver ausfallen – bspw. indem die Makronährstoffe abgetrennt werden, um hauptsächlich Fette und Proteine zu produzieren.
In diesem Kapitel wollen wir anhand einiger bereits auf dem Markt befindlicher Produkte Beispiele dafür geben, welche Produkte aus Insekten hergestellt werden können und welche Herausforderungen in Bezug auf die Wertschöpfungskette bestehen.
Es gibt im Wesentlichen drei Kategorien von Produkten auf dem Markt: ganze Insekten, die auf verschiedene Weise konserviert werden, z. B. getrocknet, gefroren usw., ein Insektenextrakt wie Fett, Eiweiß oder Chitin oder ein nicht weniger wertvolles Nebenprodukt, nämlich Insektenkot.
Ganze Insekten sind die häufigste Form, in der Insekten vermarktet werden, und in fast allen Fällen werden sie im Larvenstadium verkauft, aber auch als Pulver oder Püree.
Die Vorteile dieser Art von Produkten sind:
– die Einfachheit der Verarbeitung nach der Ernte;
– sehr gute Lagerfähigkeit;
– kann ohne Verarbeitung direkt, als Lebensmittel verwendet, werden;
– das Produkt ist leicht zu erkennen.
Zur Haltbarmachung des Produkts sind verschiedene Methoden möglich: Trocknen, Einfrieren und Gefriertrocknen. Für die Massenproduktion für Hühner oder Schweine eignet sich am besten die Trocknung – sie ist relativ kostengünstig, braucht keine Kühlkette, nicht so viel Energie und keine speziellen Geräte, die Insekten sind anschliessend lange haltbar und brauchen keine spezielle Verpackung.
Wie bereits im Kapitel über die Produktion beschrieben, gibt es einige Unternehmen, die die Vorteile des Tötens von Insekten mit kochendem Wasser anpreisen. Es ist nicht nur ein schnelles und ethisches Verfahren, sondern hat auch Vorteile bei der Konservierung: Es verkürzt die Trocknungszeit, verringert die Wasseraktivität nach dem Trocknen, reduziert die mikrobielle Belastung usw.
Art der Konservierung
Stadium der Insekten
Kosten der Konservierung
Nachteile
Vorteilen
Gefrierung
Larven
Mittel
– nach auftauen schwarz und verderblich (Geruch) – Kühlkette nötig – beim Auftauen matschig
Wie in den vorangegangenen Kapiteln beschrieben, sind Insekten sehr reich an Fett und Protein, während ihr Exoskelett hauptsächlich aus Chitin besteht.
Das Protein der Insekten hat einen sehr hohen biologischen Wert, da es eine wertvolle Zusammensetzung an Aminosäuren aufweist, während die Fette eine große Menge an mehrfach ungesättigten Fettsäuren enthalten.
Sie werden oft separat auf dem Markt verkauft, da die Insekten teilentfettet werden müssen, um das Proteinmehl gezielt in der Tierernährung einsetzen zu können und es ohne Entfettung zum einen nicht so lange haltbar und zum anderen zu fettig ist. Das extrahierte Fett kann dem finalen Futtermittel als Energiequelle anschliessend wieder gezielt hinzugefügt werden.
Das Biomolekül Chitin kann extrahiert und isoliert werden, so dass es separat auf vielfältige Weise wiederverwendet werden kann.
Chitin ist ein natürlich vorkommendes Polysaccharid – nach Zellulose sogar das häufigste Polysaccharid. In der Industrie wird es hauptsächlich in Form von Chitosan verwendet, einem Derivat der Deacetylierung von Chitin. Die Verwendungszwecke von Chitosan sind vielfältig und gehen von der Pharmazie über die Kosmetikindustrie bis hin zur Alternative von Kunststoffverpackungen (z. B. als Fettblocker in der Humanernährung, Filtermaterial zur Wassergewinnung, Ausgangsmaterial für diverse Fasern, Schaumstoffe oder als Bio-basierter Kunststoff in Form von Folien etc.). Die Aufbereitung von Chitin aus Exoskeletten von Schalentieren oder Insekten ist sehr aufwendig und wird daher in der Regel von spezialisierten Firmen oder Pharmaunternehmen durchgeführt.
Verschiedene Firmen untersuchen die Möglichkeiten einer effektiven Chitinextraktion aus Insekten und dessen Einsatzgebiet, z. B. in der Textilindustrie oder als Biodiesel:
Die Insekten wachsen auf einem Futtersubstrat, aus dem sie die notwendigen Stoffe für ihr Wachstum extrahieren. Wenn die Insekten das richtige Stadium erreicht haben, werden sie geerntet (siehe Kapitel Produktion), und es bleibt ein Substrat zurück, das vor allem aus den Ausscheidungen der Insekten besteht (ggf. noch Restsubstrat, welches nicht umgesetzt wurde).
Dieses „Restsubstrat“ hat immer noch ein grosses Potenzial, da es sehr nährstoffreich (gutes NPK-Verhältnis) ist. Als Dünger für Nutz- und Zierpflanzen hat sich der sogenannte „Frass“ als sehr guter Bodenverbesserer bewiesen.
Dieses Video aus Deutschland zeig wie Dünger aus Insekten gemacht wird: