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Hanf

Hanf-Wertschöpfungskette und Organisation

Seltene Nutzpflanzen stehen vor einer gemeinsamen Herausforderung: Nach der Ernte gibt es nur wenige Zentren, die das Produkt verarbeiten können, sie benötigen eine recht große Menge an Produkt und sie sind weit verstreut, was die Transportschwierigkeiten erhöht. Um besser zu verstehen, was nach der Ernte zu tun ist, haben wir kurz zusammengefasst, was mit dem Produkt nach der Ernte geschieht, aufgeschlüsselt nach Verwendungskategorien.

Inhaltsverzeichnis

Hanfmarkt

Es ist schwierig, Zahlen über den Handel mit Hanferzeugnissen zu erhalten, hauptsächlich weil es keine strukturierten Wertschöpfungsketten (WSK) wie bei anderen pflanzlichen Erzeugnissen gibt oder weil sie einfach nicht existieren.

Außerdem werden bei den Einfuhren bestimmte Hanfprodukte wie Samen, Blüten (CBD) oder tabakfreie CBD-Zigaretten unter derselben Zolltarifnummer wie andere Waren zusammengefasst, so dass nicht genau ersichtlich ist, welche Mengen importiert werden. Es ist jedoch möglich, einige Informationen über die Einfuhr bestimmter Industriehanfprodukte auf der Website des Bundesamtes für Zoll und Grenzsicherheit zu erhalten (BAZG).

Es ist auch schwierig, Zahlen über die Verwendung von Hanf im medizinischen Bereich zu erhalten oder zu wissen, wie viel Geld in die Forschung zu diesem Thema investiert wird.

Blüten Wertschöpfungskette

Der Markt für Hanfblüten ist ein sehr fragiler Markt, der sehr empfindlich auf politische Veränderungen und internationale Märkte reagiert. Aus diesem Grund ist auch seine Lieferkette sehr variabel und nicht standardisierbar.

Generell werden die Pflanzen nach der Ernte sofort getrocknet, um Fäulnis und Verderb zu vermeiden. Bei einer Restfeuchte von 11-14 % werden die Blumen in luftdichten Behältern kühl, trocken, luftdicht und lichtgeschützt gelagert und können so über einen längeren Zeitraum aufbewahrt werden. Wenn der Markt es erfordert, werden die getrockneten Blüten mit CO2, Ethanol oder anderen Lösungsmitteln behandelt, um die Wirkstoffe zu extrahieren.

Was die Nebenprodukte des Hanfanbaus für Blüten angeht, so handelt es sich hierbei um einen sehr schwach entwickelten oder gar nicht vorhandenen Markt. Da bei der Anbaumethode niedrige, stark verzweigte Pflanzen bevorzugt werden, ist es nicht möglich, lange Fasern zu gewinnen, die dem Industrie- oder Lebensmittelhanf ähnlich sind und ihre Verarbeitung zu Nebenprodukten ermöglicht. Derzeit wird das, was nach der Ernte der Blüten übrigbleibt, hauptsächlich als Stroh für Tiere oder als Biomasse verwendet.

Industriehanf Wertschöpfungskette

Obwohl es in der Schweiz Unternehmen gibt, die die Nische des Hanfs in Textilien oder im Bauwesen nutzen, ist die lokale Industriehanfbranche nicht existent. Unseres Wissens gibt es in der Schweiz keine Zerfaserungsmaschinen, die in der Lage sind, die Fasern von den Schäben zu trennen und so nützliche Nebenprodukte für die Industrie herzustellen. Die Hauptgründe dafür sind die sehr hohen Kosten einer solchen Anlage und die geringe Anbaufläche von Hanf, um sie rentabel betreiben zu können. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass Initiativen in kleinem Maßstab mit «Low-Tech»-Maschinen, die von Handwerkern hergestellt werden, entstehen werden. 

Lebensmittelhanf Wertschöpfungskette

Nach der Ernte durchlaufen die Samen einen ähnlichen Weg wie Getreide, d. h. Trocknen, Sortieren und Lagern sowie verschiedene Prozesse je nach gewünschtem Endprodukt (Beispiele in Kapitel 7). Wenn das Ziel geschälte Samen sind, ist zu beachten, dass das Schälen der Samen nicht mit einer herkömmlichen Schälmaschine für bekleidetes Getreide durchgeführt werden kann. Hierfür ist eine hanfspezifische Schälmaschine erforderlich, über die jedoch nur sehr wenige Unternehmen verfügen.

Was die Nebenprodukte angeht, so ist der beim Pressen der Samen anfallende Presskuchen reich an Proteinen, Ballaststoffen und Fettsäuren und kann als Tierfutter verwendet werden. In grossem Massstab kann auch die Extraktion von Proteinen aus dem Presskuchen in Betracht gezogen werden.

Sofern die entsprechenden Maschinen zur Verfügung stehen, sind die meisten Nebenprodukte aus Hanfstroh mit den Körnersorten möglich, mit Ausnahme von Fasern für die Textilindustrie. Aufgrund der geringen Grösse und der späteren Ernte der Körnersorten im Vergleich zu den Fasersorten können nämlich keine langen Fasern gewonnen werden, die für das Spinnen erforderlich sind.

Quelle: Flowhemp

Direkte Zahlungen

Seit 2022 sind Hanfflächen, die zur Faser- oder Samenproduktion bestimmt sind, direktzahlungsberechtigt, was vorher nicht der Fall war. Flächen, die als «anderer Hanf» kategorisiert sind, d.h. Flächen, die für die Produktion von CBD oder THC bestimmt sind, sind nicht beitragsberechtigt.

Die Höhe der Direktzahlungen für Samen- und Faserhanf ist identisch, mit der Ausnahme, dass Samenhanf als Nahrungsmittelpflanze gilt, für die zusätzlich die verschiedenen Beiträge im Zusammenhang mit der Versorgungssicherheit gewährt werden.

Die folgende Tabelle fasst die Höhe der verschiedenen Beiträge für die drei vom BLW anerkannten Hanfarten zusammen.

Quelle: AGRIDEA

Deckungsbeiträge

Die Begriffe und Methoden, die zur Berechnung des Deckungsbeitrages verwendet werden, sind im Deckungsbeitragskatalog von AGRIDEA  beschrieben, dessen Zahlen jährlich angepasst werden. Im speziellen Fall von Hanf gibt es leider keine Informationen im Deckungsbeitragskatalog. Die folgenden Zahlen stammen aus einer bestimmten Situation (in Bio), die an die konventionelle Landwirtschaft angepasst wurden. Diese Zahlen sind daher mit Vorsicht zu geniessen, da sie nicht auf einem Durchschnitt von mehreren Betrieben basieren. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an die Autoren.

  Speisehanf
KonventionellBio
Ertrag (kg/ha)14001200
Leistung (CHF)58805400
Total Direktkosten (CHF)
(Saatgut, Düngung, Unkrautregulierung, Versicherungen, Arbeit, Sortieren, Trocknen)
15461141
Vergleichbarer Deckungsbeitrag (CHF)43344259
Deckungsbeitrag Betriebsplanung (CHF)36343559
Bruttogewinn (CHF)32743199
Bruttogewinn mit Beiträgen (CHF)42745399
Quelle: AGRIDEA
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