Themen
Wissensportal Alpwirtschaft

Tierarten und -rassen auf der Alp

In der Schweiz wurden im Durchschnitt der letzten fünf Jahre und in Normalstössen (NST) gerechnet ca. 106‘000 Milchkühe, 166‘000 Mutterkühe und anderes Rindvieh, 23‘000 Schafe, 6‘000 Ziegen, 4‘000 Pferde und 1‘000 andere Tiere pro Jahr gesömmert. Nicht nur die verschiedenen Tierarten, auch verschiedene Rassen innerhalb einer selben Tierart unterscheiden sich in ihrem Fress- und Weideverhalten.

Inhaltsverzeichnis

This entry is part 1 of 3 in the series Tierhaltung auf der Alp

Weidenutzung verschiedener Tierarten

Verschiedene Tierarten weisen ein unterschiedliches Fress- und Weideverhalten auf. Für Rindvieh, Wasserbüffel, Yak, Schaf, Ziege, Pferd, Esel, Lama, und Alpaka wurden die Unterschiede im Forschungsprojekt AlpFUTUR verglichen.

Im Kapitel “Alpweiden: Geprägt durch Mensch, Tier und Umwelt” des Syntheseberichts wird das Verhalten der verschiedenen Tierarten beschrieben und in der folgenden Übersichtstabelle zusammengefasst.

Das gleiche Kapitel geht auch auf Unterschiede im Weideverhalten zwischen den Rassen einer selben Tierart ein. Ausserdem wird beschrieben, wie die unterschiedlichen Weideverhalten der Tiere für eine optimale Nutzung der Weiden eingesetzt werden können, zum Beispiel mit Mischweiden.

TierartFressverhaltenWeideverhaltenBemerkungen
HausrindWenig wählerisch, da breites Maul mit unbeweglichen Lippen.Bewegt sich hangparallel, Liegeplätze an flachen Stellen, Trittschäden durch schwere Tiere.Einige Robustrassen sind weniger schwer und verbeissen auch Sträucher.
WasserbüffelWenig wählerisch.Wie Hausrind, zusätzlich Suhlstellen.Stärkere Zäune nötig als beim Hausrind.
YakAnspruchslos auch bei geringer Futterqualität.Beweidet auch steile Flächen, eher ungleichmässig.Zäune mit zwei Drähten erforderlich; Herdentrieb.
SchafSehr wählerisch, bevorzugt Kräuter. Tiefer Verbiss der Grasnarbe.Beweidet auch steile Flächen. Bevorzugt/übernutzt die obersten Bereiche der Weide.Robustrassen (z.B. Engadiner) verbeissen auch Sträucher.
ZiegeSehr wählerisch. Liebt Gehölzknospen.Beweidet auch steile Flächen. Keine gleichmässige Beweidung der Fläche.Anspruchsvolle Weideführung und Zaunarbeiten.
PferdMässig wählerisch, tiefer Verbiss der Grasnarbe.Trittschäden durch schwere Tiere und Galoppieren; Lägerstellen.Zum Teil Verbiss von Einzelbäumen.
EselWenig wählerisch, verzehrt auch zähe Gräser.Keine gleichmässige Beweidung der Fläche.Herdentier.
Lama, AlpakaMässig wählerisch, verzehren auch zähe Gräser.Beweiden auch steile Flächen. Keine gleichmässige Beweidung der Fläche.Anlage von Kotplätzen. Zäune mit zwei Drähten erforderlich.
Tabelle “Verschiedene Weidetierarten im Vergleich”, Synthesebericht AlpFUTUR 2014, Zukunft der Schweizer Alpwirtschaft, S. 59

Weideverhalten verschiedener Rinderrassen

Unterscheidet sich das Weideverhalten von extensiven und produktionsorientierten Rassen? Wenn ja, wie? Und beeinflussen diese Unterschiede langfristig die Zusammensetzung der Vegetation? Diese Fragen haben Agroscope und Agrovet-Strickhof in einem gemeinsamen Forschungsprojekt untersucht.

Die Ergebnisse zeigen eine gleichmässigere und schonendere Beweidung sowie eine höhere Artenvielfalt auf den Weiden mit Extensivrindern. Um artenreiche und extensive Weideflächen zu erhalten, sind extensive Rinderrassen am besten geeignet.

In den letzten Jahrzehnten haben sich die Weidetiere – insbesondere die Rinder – stark verändert. Durch die Züchtung wurden Rassen geschaffen, die auf Milch- oder Fleischproduktion spezialisiert sind. Diese produktionsorientierten Rassen sind schwerer, wachsen schneller und haben einen höheren Anspruch an die Futterqualität als alte Extensivrassen, wie beispielsweise das Hochlandrind.

Wir untersuchen, ob diese Unterschiede zwischen den extensiven und produktionsorientierten Rassen einen Einfluss auf die Zusammensetzung der Vegetation haben. Im Fokus stehen dabei drei mögliche Unterschiede zwischen den Rassen:

  • Fressverhalten: Wie wählerisch fressen die Rassen? Welche Pflanzen bevorzugen die Tiere, welche verschmähen sie?
  • Bewegungsverhalten: Wie gleichmässig nutzen die Rassen die Weide? Wie viel bewegen sie sich?
  • Anatomische Merkmale: Wie viel Druck lastet auf jedem Quadratzentimeter der Klauen?

Die Ergebnisse zeigen, dass Extensivrinder die Grasnarbe weniger belasten, sich weniger, aber gleichmässiger bewegen und ihre Futterpflanzen weniger selektiv auswählen als produktionsorientierte Rinder. Die Artenvielfalt auf ihren Weiden ist höher. Extensivrinder sind der Schlüssel zum Erhalt artenreicher, extensiver Bergweiden.

Weideverhalten von Rinderrassen, Agroscope

Die genauen Unterschiede in der Trittbelastung, Samenausbreitung, Selektivität beim Fressverhalten, Bewegung auf der Weide und auch Gewichtzuwachs sind in einem Artikel in der Agrarforschung Schweiz aus 2020 beschrieben.

Weitere Informationen und Artikel gibt es bei Agroscope.

Weitere Informationen

➔ Ländliches Fortbildungsinstitut (LFI) Österreich – Almen mit unterschiedlichen Weitetieren bewirtschaften –  Alptaugliches Weidevieh, Anatomie und Physiologie, Ernährung der Wiederkäuer auf der Alpweide, Vorbereitung der Tiere auf die Alpung

➔ Pro Specie Rara – Porträts einiger einheimischen Tierrassen

Impressum

Titelbild: AGRIDEA

Ein Projekt von:

Logo AGRIDEA
Logo SAV

Kontakt:

Esther Haesen, AGRIDEA

Selina Droz, SAV

Series NavigationTiergesundheit in der Sömmerung →