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Was für Alpprodukte gibt es?

Alpkäse ist zweifellos das meist hergestellte Produkt auf der Alp. Daneben werden auf Alpbetrieben aber auch viele andere Milch- und Fleischerzeugnisse produziert. Ebenso wird eine Vielfalt an Erlebnissen und Dienstleistungen angeboten. Durch innovative Ideen und Projekte kommen immer wieder neue Produkte zur Palette der Alperzeugnisse hinzu.

Inhaltsverzeichnis

Lebensmittel

Alpkäse und andere Milcherzeugnisse

Die Bezeichnung „Alpkäse“ umfasst unterschiedliche Käsesorten. Ihnen gemeinsam ist die Herstellung im Sömmerungsgebiet und während der Sömmerungsperiode.

Häufig wird Halbhart- oder Hartkäse aus Rohmilch von Kühen produziert. Eine Zusammenstellung von Alpkäse-Sorten diesen Typs – mit und ohne geschützter Ursprungsbezeichnung (GUB/AOP) – gibt es auf der Homepage der Dachmarke Schweizer Alpkäse.

Daneben werden viele weitere Sorten von Alpkäse produziert, zum Beispiel:

  • Käse aus Ziegen- oder Schafmilch
  • Käse aus gemischter Milch (Kuh, Ziege, Schaf)
  • Mutschli
  • Weichkäse
  • Frischkäse, Ziger
  • Spezialitäten mit Kräutern, Gewürzen, Nüssen, Wein, Grappa, …

Der traditionelle Herstellungsprozess von Halbhart- oder Hartalpkäse wird zum Beispiel bei der Dachmarke Schweizer Alpkäse oder bei der Sortenorganisation Berner Alp- und Hobelkäse AOP, CasAlp, beschrieben. Die Dachmarke Schweizer Alpkäse beschreibt zudem die Unterschiede zwischen den verschiedenen Schweizer Regionen in der Käserherstellung.

Im Glossar von ALPORAMA werden unter anderem verschiedene Käse-Fachbegriffe erklärt.

Neben Käse werden aus Alpmilch auch andere Produkte wie Butter, Joghurt, Rahm, Quark, Ziger oder Molke (Schotte, Sirte) hergestellt. Alpmilch wird bisweilen auch als Verkehrsmilch verkauft.

Die AlpFUTUR-Sammlung von Beispielen von Alpprodukten und Alpdienstleistungen zeigt etliche Beispiele von Erzeugnissen aus Alpmilch auf.

Alpfleisch

Alpschwein

Schweine werden traditionell auf Käsealpen gesömmert, um die Molke (Schotte, Sirte) – ein Nebenprodukt aus der Alpkäserei – zu verwerten.

Gemäss den Weisungen und Erläuterungen zur Direktzahlungsverordnung ist im Alpbetrieb die Haltung von einem Mastschwein pro gemolkener Kuh bzw. pro 8 Liter verkäster Tagesmilch gestattet. Pro Mastschwein und Alpperiode (110-130 Tage, Ausmast von 30 auf 105 kg) können so rund 1’000 Liter Schotte verwertet werden.

Auch Alpschweine müssen tierschutzkonform gehalten werden. Vom Kanton Graubünden gibt es ein Infoblatt zur Alpsömmerung von Schweinen mit Checkliste für die artgerechte Haltung.

Die Nachfrage nach „glücklichem Alpschweinefleisch“ ist gross. Den höchsten Preis erreicht man über die Direktvermarktung. Wem dies zu viel Aufwand ist, findet vielleicht eine Metzgerei in der Region, oder er oder sie verkauft die Alpschweine der Linus Silvestri AG, welche das Label „Silvestri Alpschwein“ gegründet hat und Coop und Migros beliefert. Das Label stellt Bedingungen an Weideauslauf, Buchtengrösse, Zufütterung und Jagerzukauf aus dem Berggebiet. Neue Alpschweinproduzenten und -produzentinnen sind gefragt.

Schweinefleisch ist auch zum Wursten gefragt. Da im Berggebiet selber nicht genügend davon produziert wird, wird es oft aus anderen Regionen geholt. Darum gibt es auch keine spezielle Markenbezeichnung „Alpwurst“.

Alplamm

IP-Suisse-Alplamm

Alplammfleisch wird in Zusammenarbeit von IP-Suisse, dem Schweizerischen Schafzuchtverband und Migros unter dem Label „IP-Suisse-Alplamm“ vermarktet. Für eine Teilnahme am Programm muss der Ursprungsbetrieb IP-Suisse zertifiziert sein. Die Alplämmer müssen mindestens 56 Tage auf der Alp verbringen. Die Produzenten und Produzentinnen erhalten eine Prämie von 20 Franken pro Tier. Interessierte Produzenten können sich bei IP-Suisse melden.

„Pro Montagna“ Berglamm

Die Coop-Genossenschaft führt unter der Marke „Pro Montagna“ ein Vermarktungsprogramm für Alplammfleisch. Die Lämmer werden in den Kalenderwochen 34 bis 44 geliefert. Die Produzenten und Produzentinnen erhalten einen Mehrpreis von 20 Franken pro Tier und ein Franken pro verkauftes Kilo Fleisch geht an die Coop-Patenschaft für Berggebiete. Das „Pro Montagna“ Berglammfleisch ist an der Coop-Theke in den Kalenderwochen 13 bis 14 und 37 bis 45 erhältlich (Stand 2023). An einer Zusammenarbeit interessierte Produzenten können sich bei der ASF Tiervermarktung AG melden.

Alprind

In der Schweiz wurden zwischen 2000 und 2020 jedes Jahr im Durchschnitt ca. 265‘000 Tiere der Rindergattung gesömmert, ohne Milchkühe ca. 155‘000. Das Fleisch dieser gesömmerten Tiere wird jedoch selten explizit als „Alprind“ vermarktet, da der saisonale Rahmen eine Labelbezeichnung erschwert.

In Graubünden z. B. vermarktet Alpahirt das Fleisch von Bündner Mutterkühen, welche mindestens zwei Sömmerungen auf der Alp verbracht haben.

Weitere Lebensmittel von der Alp

Auch Wild- und Küchenkräuter, Teemischungen, hausgemachte Liköre, Heilpflanzen, Beeren, Konfitüre, oder Honig werden auf Alpbetrieben produziert.

Ein Infoblatt von Agroscope zeigt auf, was es als Imker/in bei der Vermarktung von Alphonig zu beachten gibt.

Das kulinarische Erbe der Schweiz erfasst traditionelle Nahrungsmittel der Schweiz, mit Fokus auf deren Herstellung, Eigenschaften und Geschichte. Im Inventar sind auch mehrere Alpprodukte enthalten.

Gesetzliche Rahmenbedingungen und Aufzeichnungspflichten

Wichtige Informationen:

Melde- und Bewilligungspflicht der Betriebe

Jeder milchproduzierende oder verarbeitende Betrieb muss einmalig beim kantonalen Lebensmittelamt gemeldet werden. Ausgenommen sind Betriebe, die die Milchprodukte für den Eigengebrauch der Familie produzieren.

Ausserdem sind alle Betriebe, die Lebensmittel tierischer Herkunft herstellen, lagern oder in den Handel geben (auch im Hofladen der Nachbarn), grundsätzlich durch das kantonale Lebensmittelamt bewilligungspflichtig. Sie erhalten vom kantonalen Lebensmittelamt eine 8­-stellige CH-­Nummer zur Kennzeichnung der Produkte. Diese ersetzt die 4-stellige Betriebsnummer, falls eine vorhanden ist. Die Bewilligungspflicht entfällt, wenn die produzierten Milchprodukte direktvermarktet werden und der Betrieb weniger als 100’000 kg Milch pro Jahr verarbeitet. Achtung: Wenn der Alpkäse in ein bewilligtes Käselager weiterverkauft wird, ist er bewilligungspflichtig.

Mehrwertsteuer

Selbst produzierte Erzeugnisse, die während der Sömmerung auf einem Alpbetrieb gewonnen und verarbeitet wurden (z. B. Milch und Käse), gelten als Urprodukte und sind für Urproduzent/innen von der Mehrwertsteuer ausgenommen.

Im Handel und Wiederverkauf gilt für Nahrungsmittel der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 2.5%.

➔ Weitere Informationen zur Kategorisierung als Urproduzent/in und Urprodukt

Erlebnisse und Dienstleistungen

Agrotourismus

Beispiele von der Alp

Agrotourismus auf der Alp hat viele Facetten. Hier einige Beispiele von Angeboten aus der Schweiz: 

  • Bewirtung: Alpbeiz, Buvette, spezielle Angebote wie Alpbrunch, Älplerzmorge oder Degustationen
Alpage de Loveignoz (VS) – Buvette auf der Alp (auf Französisch)
  • Übernachtung: in der Alphütte, in der Jurte, im Zelt oder im Tipi, Schlafen im Stroh oder im Heu
  • Erlebnisse: Schaukäsen, selber Käsen oder Melken, Esel- oder Ziegentrekking, Vollmondwanderung, Kuhleasing, Wanderungen von Alp zu Alp
  • Wellness: Baden im Holzzuber, Molke- oder Kräuterbäder, Sauna, Massage auf der Alp
  • Veranstaltungen: Theater auf der Alp, Musik im Stall, Themenabende
  • Vermietung von Alphütten oder –räumlichkeiten
  • Weitere Beispiele von Agrotourismus-Dienstleistungen auf der Alp gibt es in der AlpFUTUR-Sammlung von Beispielen von Alpprodukten und Alpdienstleistungen.

Unterlagen und Unterstützungsangebote

Informationen im Bereich Agrotourismus gibt es zum Beispiel an folgenden Stellen:

Pädagogische und therapeutische Angebote

Einige Alpbetriebe bieten Dienstleistungen im pädagogischen oder gesundheitlichen Bereich an, beispielsweise:

Sozialtherapeutische Dienstleistungen wie Betreuung oder Outplacement sind auf der Alp bisher wenig verbreitet. Interessierte Personen können sich zum Beispiel bei Carefarming Schweiz melden.

Gesetzliche Rahmenbedingungen

Bewilligungen

Bewirtungs- und Übernachtungsangebote müssen von der zuständigen kantonalen Behörde bewilligt werden. Die Art der Bewilligung und die gestellten Anforderungen variieren je nach Kanton. Auch für den Verkauf von Spirituosen wird je nach Kanton ein kantonales Patent oder eine Lizenz verlangt.

Informationen spezifisch zur Eröffnung von Besenbeizen und Bewilligungen in der Gastronomie gibt es zum Beispiel bei der Schweizer Gastronomiefernschule:

Je nach agrotouristischem Angebot müssen Vorkehrungen zum Brandschutz getroffen werden. Die Gebäudeversicherung Bern hat ein Brandschutzmerkblatt zu Tourismus in der Landwirtschaft verfasst (Stand Januar 2017). Auskunft bezüglich Brandschutzmassnahmen geben auch die kantonale Feuerpolizei oder die Brandschutzverständigen der Gemeinde.

Eine Übersicht der gesetzlichen Bestimmungen gibt es ausserdem im Merkblatt von Agrotourismus Schweiz „Gesetzliche Bestimmungen für Neu-Einsteiger“.

Mehrwertsteuer

Ab einem Umsatz von Fr. 100’000.- sind agrotouristische Gästebewirtung, Übernachtungsangebote und Veranstaltungen mehrwertsteuerpflichtig.

Katalog innovativer Alpprodukte

Rocklette © Cyril Perregaux

Die hier gesammelten Alpprodukte und -projekte bilden eine Auswahl an Beispielen, wie Innovation im Bereich der Wertschöpfung und Vermarktung auf der Alp aussehen kann.

Agrotourismus, Schule und Bergsolawi auf der Alp – Alp Glivers (GR)

In der Bündner Surselva bewirtschaftet Familie Deplazes auf der Alp Glivers eine Ziegenalp. Um interessierten Personen einen Einblick in das Leben und Arbeiten auf der Alp zu gewähren, werden auf der Alp Glivers Agrotourismus und Schule auf der Alp angeboten. Ausserdem ist die Alp Teil der Bergsolawi, einer solidarischen Landwirtschaft in den Bergen, und somit offen für Arbeitseinsätze der Mitglieder.

Auf der Alp Glivers Dadens in der Bündner Surselva sömmern Nadia und David Deplazes ihre Ziegen. Tagsüber sind Muttertiere und Gitzis gemeinsam unterwegs, abends werden sie im Unterstand voneinander getrennt. Die Mutterziegen werden jeden Morgen gemolken und die Milch auf der Nachbarsalp verkäst.

Die Alpen Glivers Dadens und Glivers Dado wurden vor einigen Jahren zu einer einzigen Alp Glivers zusammengefügt. Danach war der Stall auf Glivers Dadens nicht mehr für den Alpbetrieb erforderlich – das Gebäude wurde in der Folge für Gäste umgebaut.

Neben der Bewirtschaftung der Ziegenalp bieten Nadja und David Deplazes dort nun agrotouristische und pädagogische Erlebnisse auf der Alp an. Im Frühling und Herbst können Schulklassen im ehemaligen Alpstall unterkommen, im Sommer Familien und andere Gruppen.

Schulklasse auf Alp Glivers © Nadja Deplazes

Deplazes legen Wert darauf, Verständnis für das Leben und Arbeiten auf der Alp zu wecken. Deshalb ist der Ziegenalpbetrieb seit zwei Jahren auch Mitglied bei der Bergsolawi, einer Genossenschaft für eine solidarische Landwirtschaft in den Bergen. In der Bergsolawi haben sich Konsument/innen und Landwirt/innen aus der Surselva zusammengeschlossen.

Die Konsument/innen zahlen den teilnehmenden Landwirtschaftsbetrieben einen Betriebsbeitrag und helfen einige Wochen pro Jahr auf dem Hof oder der Alp mit. Im Gegenzug erhalten sie Produkte, welche vor Ort hergestellt werden – zum Beispiel Most, Ziegen- oder Kuhkäse, oder Fleisch vom Gitzi oder vom Rind.

Dazu meint Nadja Deplazes:

Die Bergsolawi erachten wir momentan als sehr vielversprechend bezüglich nachhaltiger und innovativer Alpwirtschaft. Damit entsteht wahrscheinlich am meisten Verständnis und Einblick in den Alpbetrieb.

Die Gäste auf der Alp Glivers – ob Bergsolawi-Mitglieder, Schulklassen oder Familien – sollen die Alp als Lernort erleben und aktiv am Alpleben teilnehmen. Wer hierhin kommt, kann zum Beispiel mit Packlamas zur Alphütte trekken, beim Hüten der Ziegen mithelfen, beim Melken der Kühe auf der Nachbarsalp zuschauen oder in einem Arbeitseinsatz Weiden pflegen und zäunen. Auch Teamevents oder Vereinsanlässe sind auf Anfrage möglich.

Der Gastbetrieb auf Alp Glivers funktioniert ähnlich wie in einer Berghütte. Wo möglich, ist die Verpflegung der Besucher regional. . Im Sommerhalbjahr kommen die Milchprodukte von der Alp, Fleisch, Gemüse, Kartoffeln sowie ein Teil des Getreides vom Heimbetrieb der Deplazes im Tal.

Alpprodukte kulturell inszeniert – PALP Festival et Village (VS)

Kulturerbe, lokale Traditionen und regionale Produkte des Val de Bagnes werden durch das Projekt „PALP“ innovativ in Wert gesetzt. Kulturelle Veranstaltungen mit Konzerten finden auf Alpbetrieben statt. Der Alpkäsemarkt in Bruson zelebriert das wertvolle Erzeugnis der Sömmerung mittels verschiedenster Inszenierungen und dem Direktverkauf.

Im Wallis findet jedes Jahr von Mai bis September das PALP Festival statt: Eine kulturelle Veranstaltung an verschiedenen Orten im Kanton, wo Tradition, Kulturerbe, Innovation, Musik und regionale Produkte subtil vermischt werden.

Das PALP Festival ist Teil des übergreifenden Projekts „PALP“. Dieses umfasst noch das PALP Village, ein Kultur-, Forschungs- und Kreativzentrum in Bruson.

Das PALP Village setzt bei seinen Tätigkeiten die Unterstützung der lokalen Wirtschaft und die Entwicklung multidisziplinärer und partizipativer Projekte mit der Regionalbevölkerung ins Zentrum.

Was das alles auch noch mit Alpwirtschaft zu tun hat?

Ziel des PALP ist insbesondere, den Reichtum der Alpenregionen zu fördern und zur Entwicklung des Tourismus und der soziokulturellen Angebote im Berggebiet beizutragen. Zu diesem Zweck möchte das Projekt bestimmte lokale Traditionen und Fertigkeiten aufwerten und erhalten – dies, indem neue Zielgruppen angesprochen werden, durch innovative Kreationen und durch Forschungsprojekte.


Bei zwei der bekanntesten Veranstaltungen, der Rocklette und der Electroclette auf Alpbetrieben im Val de Bagnes, werden die Besucher/innen eingeladen, regionale Produkte wie das Raclette d’Alpage zu verkosten und gleichzeitig die Musik und einzigartigen Schauplätze rund um die Produkte zu geniessen.

PALP Village © Gilbert Vogt
Rocklette 2022 © Cyril Perregeaux
Rocklette 2022 © Cyril Perregeaux
Alpkäsemart © PALP Festival
Electroclette © Cyril Perregeaux
Electroclette 2022 © Indra Crittin

Der Alpkäsemarkt in Bruson jeden November ist ein anderes Beispiel: Am Käsemarkt wird der Alpkäse mit Konzerten, Workshops, Ausstellungen und Performances gefeiert. Gleichzeitig fördert die Veranstaltung den Direktverkauf zwischen Produzent/innen und Konsument/innen und die Käseverkostung, alles in einer festlichen Atmosphäre.

Das PALP Festival et Village wurde 2022 mit dem Prix Montagne ausgezeichnet.

Prix Montagne 2022 – PALP Festival et Village

Vegetarische Alp – Pilotprojekt (GR)

Wie kann die pflanzliche Vielfalt Graubündens innovativ in Wert gesetzt werden? Das war die zentrale Fragestellung des Pilotprojekts „Vegetarische Alp“, welches auf einem Maiensäss bei Davos stattgefunden hat. Experimentiert wurde mit verschiedenen natürlichen Veredelungsmethoden von Lebensmitteln, welche sich die Gegebenheiten in den Bergen zunutze machen.

Eine vegetarische Alp? Was im ersten Moment erstaunlich klingt, wurde auf einem ungenutzten Maiensäss bei Davos ausprobiert.

Die Projektleitenden, der Koch Jann M. Hoffmann und die Journalistin und Autorin Esther Kern, veredelten dort im Auftrag von graubündenVIVA verschiedenstes Bündner Gemüse zu neuen Produkten. Ziel war, der Vielfalt an pflanzlichen Rohstoffen aus dem Kanton eine neue Bühne zu verleihen.

Hoffmann und Kern schauten zuerst weltweit nach Möglichkeiten, um mit frischer Bergluft und natürlichen Methoden Lebensmittel auf der Alp zu veredeln.

Inspiration fanden sie zum Beispiel bei der in Graubünden traditionellen Lufttrocknung von Fleisch, der Gefriertrocknung von Kartoffeln in den Anden oder der Fermentation von Sojabohnen im asiatischen Raum.

Im Pilotprojekt wurden diese Methoden angepasst und auf im Bündnerland verfügbare Rohstoffe übertragen.

Aus dem Projekt bekannt geworden sind vor allem die Randen, welche nach einer Vorfermentation mit dem japanischen Edelpilz Koji an der Luft getrocknet wurden. Endprodukt war sozusagen ein „Bündnerfleisch“ aus Randen.

Luftgetrocknete Randen aus Versuchsphase des Projekts (nicht im Verkauf erhältlich) © Esther Kern

Daneben wurde aber auch mit anderen Verarbeitungs- und Veredlungsmethoden experimentiert. So wurden zum Beispiel – wie in den Anden – Kartoffeln über mehrere Nächte in der kalten Luft des Maiensässes gefriergetrocknet. Oder Bündner Gerste wurde mit Linsen und Quellwasser in einem Weinfass zu einer Art Sojasauce ohne Soja gereift.

Auf dem Maiensäss oberhalb von Davos wird mittlerweile kein Gemüse mehr veredelt. Nach der ersten Versuchsphase fehlten dort der Platz und die Infrastruktur, um in grösserem Stil für den Verkauf zu produzieren.

Aus dem Pilotprojekt „Vegetarische Alp“ ist eine eigene Firma entstanden, welche vegane Spezialitäten mit rein natürlichen Veredelungsmethoden auf den Markt bringen will. Zur Alpwirtschaft besteht jedoch kein Bezug mehr.

Bioalpkäserei und Genossenschaft – Alpkäserei Kiley (BE)

In einem Quertal des Diemtigtals, der Kiley, steht die Bioalpkäserei Kiley. Seit 2004 ist sie in genossenschaftlicher Hand. Produziert werden hauptsächlich Berner Alpkäse AOP und Alpziegenkäse, alles in Bioqualität.

In der Bioalpkäserei Kiley im Diemtigtal werden jeden Sommer ca. 180‘000 Liter Kuhmilch und 50‘000 Liter Ziegenmilch nach Richtlinien der Bio Suisse verarbeitet.

Die Käserei ist ein Projekt von sieben Diemtiger Bauern. Als Interessensgemeinschaft Kiley-Alpen kauften sie dem Kanton Bern im Jahr 2004 fünf der sechs Kiley-Alpen ab und sicherten sich so ihre Existenz.

Heute liefern alle sechs Kiley-Alpbetriebe – die sogenannten Sennten – ihre Milch an die Alpkäserei.

Die Kuhmilch wird hauptsächlich zu Berner Alpkäse AOP verkäst, pro Sommer sind es ca. 19‘000 kg. Die Alpkäserei Kiley ist somit die grösste Käserei im Kanton Bern, die Berner Alpkäse in Bioqualität produziert. Daneben wird die Kuhmilch auch zu Alpmutschli, -raclette, –butter und -ziger verarbeitet.

Kiley © Naturpark Diemtigtal / Martin Wymann

Mit der Verkäsung von Ziegenmilch wurde 2014 begonnen, um in der Käserei eine Jahresstelle zu ermöglichen. Hergestellt werden verschiedene Sorten Alpziegenkäse, hauptsächlich Weichkäse mit Weissschimmel, daneben noch etwas Mutschli und Kräuterkäse. Und der Ziegenkäse hat Erfolg: An den OLMA-Alpkäseprämierungen wurde er in den Jahren 2016, 2017, 2019 und 2021 prämiert. Pro Jahr werden ca. 6‘000 kg des gefragten Ziegenkäses produziert.

Vermarktet werden die Alpprodukte teils durch die milchliefernden Bauern, teils über die Direktvermarktung an Besucher und Passanten und teils in regionalen Coop-Geschäften unter dem Label Pro Montagna und in Lebensmittelläden.

Gefragt zu Herausforderungen bei der Vermarktung meint Lukas Troger, Senn in der Bioalpkäserei Kiley:

Mann muss die Leute zum Probieren ermutigen, dann geht’s.

Käsekeller Bioalpkäserei Kiley © Naturpark Diemtigtal / Martin Wymann
Impressum

Titelbild: AGRIDEA

Grafiken/Illustrationen:

  • Lebensmittel: AGRIDEA
  • Erlebnisse und Dienstleistungen: AGRIDEA
  • Katalog innovativer Alpprodukte: Cyril Perregeaux
  • Agrotourismus, Schule und Bergsolawi auf der Alp: Nadja Deplazes
  • Alpprodukte kulturell inszeniert: Gilbert Vogt
  • Vegetarische Alp – Pilotprojekt: Esther Kern
  • Bioalpkäserei und Genossenschaft: Naturpark Diemtigtal / Martin Wymann

Ein Projekt von:

Logo AGRIDEA
Logo SAV

Kontakt:

Esther Haesen, AGRIDEA

Selina Droz, SAV

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