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Pflanzenschutz Gewässerschutz

Massnahmen Abdrift Feldbau

Diese Seite beschreibt die Massnahmen, die ergriffen werden können um Abdrift zu vermindern und die Auflagen aus dem Ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN, DZV) und der Pflanzenschutzmittelverordnung (PSMV) im Feldbau (Ackerbau) zu erfüllen.

Inhaltsverzeichnis

Massnahmen zur Verringerung des Abdrift-Risikos

Auf dieser Seite werden Massnahmen zur Verringerung des Abdrift-Risikos vorgestellt mit der Zuordnung der entsprechenden Abdrift-Punkte. Informationen zur Ermittlung der erforderlichen Abdrift-Punkte finden sich auf der Seite

Neben den Abdrift-Punkten müssen allenfalls auch Abschwemmungspunkte eingehalten werden. Informationen dazu befinden sich auf den Seiten zur Abschwemmung.

Gegenüber Oberflächengewässern gilt ein Mindestabstand von 6 Metern im ÖLN und ausserhalb des ÖLN von 3 Metern gemäss ChemRRV. Diese lassen sich nicht weiter reduzieren. Sie müssen aber nicht mit der möglicherweise notwendigen Mindestbreite der unbehandelten Pufferzone aus der Zulassung kumuliert werden.

Beispiel: 6 Meter Mindestabstand zu einem Oberflächengewässer im ÖLN und Anwendung eines Pflanzenschutzmittels mit Auflage von 20 Metern unbehandelter Pufferzone. Es müssen die 20 Meter zum Oberflächengewässer eingehalten werden.

Die möglichen Massnahmen zur Reduktion der Mindestbreite der unbehandelten Pufferzone sind in der folgenden Tabelle dargestellt, die auch in den Weisungen des BLV enthalten ist.

  • Werden mehrere Massnahmen kombiniert, können Punkte kumuliert und die Abdrift sowie die Pufferzone stärker reduziert werden.
  • Eine Kombination von Massnahmen innerhalb derselben Spalte ist nicht möglich.

Abdriftmindernde Düsentechnik (0.5-3 Punkte)

Mehrfachdüsenträger zum schnellen Düsenwechsel; Quelle: Joël Petermann, Alphatec

Entsprechend der vom Julius Kühn-Institut ermittelten Abdriftminderung können gemäss BLV-Weisungen bis zu 3 Abdrift-Punkte (bei 95 % Abdriftminderung entsprechend JKI-Tabelle) erreicht und damit die Breite der unbehandelten Pufferzone um bis zu 3 Stufen reduziert werden.
Mit einem Düsenträger können Düsen rasch gewechselt und in der Nähe von Schutzobjekten, bei ungünstigen Bedingungen sowie entlang der Schlaggrenze spezielle Injektor- bzw. Randdüsen verwendet werden.

Eine Auswahl an Injektor-Düsen, die zur Erreichung von Abdrift-Punkten eingesetzt werden können, ist in der Übersichtstabelle dargestellt. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Im Zweifel können die JKI-Tabelle (nur in Deutsch) oder die kantonale Beratung weiterhelfen.

Für Injektordüsen gibt es ein vereinfachtes Verfahren. Für den Einsatz einer Injektordüse gibt es generell 0,5 Punkte. Wenn der Arbeitsdruck mit einer Injektordüse 3 bar nicht übersteigt, gibt es 1 Punkt. Wird der Druck mit einer Injektordüse auf 2 bar oder weniger gesenkt, gibt es 2 Punkte. Alternativ kann auch die Universaltabelle des JKI konsultiert werden, um sich an den Abdriftklassen zu orientieren.

Praxisbeispiel

Die Pufferzone gegenüber einem Oberflächengewässer verringert sich beispielsweise von 50 m auf 6 m durch die Erfüllung von 2 Abdrift-Punkten mittels maximalem Spritzdruck von 2 bar und Injektordüse. So kann das ganze Feld mit dem gleichen PSM behandelt werden. Sobald die Behandlung weiter als 50 m vom Oberflächengewässer entfernt ist, muss nur noch der obligatorische Abdrift-Punkt gemäss ÖLN auf allen Seiten der Parzelle eingehalten werden (max. 3 bar mit Injektordüse.

Vegetationsstreifen (1 Abdrift-Punkt)

Vegetationsstreifen; Quelle: André Zimmermann, VD

Es handelt sich um einen zusammenhängenden Vegetationsstreifen, der mindestens 3 m breit und mindestens so hoch ist wie die behandelte Kultur.

Vertikale Barriere (1 Abdrift-Punkt)

Vertikale Barriere; Quelle: Arbres & Paysages Tarnais

Eine vertikale Barriere ist beispielsweise eine Beschattungsmatte oder eine Abdriftschutzhecke mit einer optischen Deckung von mindestens 75%, die mindestens 1 m höher ist als die Kultur. Eine optische Deckung von mindestens 75 % bedeutet, dass man weniger als 25 % dessen sieht, was sich auf der anderen Seite der Barriere befindet. Vor dem Austrieb weist eine Abdriftschutzhecke normalerweise eine optische Deckung von weniger als 75 % auf.

Spritzgeräte mit Luftunterstützung (0.5 Abdrift-Punkte)

Spritzgerät mit Luftunterstützung; Quelle: Joël Petermann, Alphatec

Bei solchen Spritzgeräten trifft ein Luftstrom auf den Sprühnebel der Düsen. Damit wird die Penetration der Spritzbrühe in die Vegetation verbessert und die Abdrift gemindert.

Unterblatt-/Dropleg-Spritztechnik (1 Abdrift-Punkt)

Unterblattspritztechnik (Dropleg); Quelle: Rolf Haller

Unterblatt- oder auch Dropleg-Spritztechnik kommt im Reihenanbau in Gemüsekulturen zum Einsatz, beispielsweise bei Buschbohnen, Karotten, Kohl, Zwiebeln, Lauch, Fenchel, Zucchetti, Sellerie oder Spargeln sowie bei gewissen Ackerkulturen wie Kartoffeln. Die Spritzbrühe erreicht die Zielpflanzen bodennah und auch auf der Blattunterseite. Um die Abdrift zu reduzieren und den Abdrift-Punkt anzurechnen, müssen sich die Düsen innerhalb des Bestands befinden und die Reihen der Kultur müssen geschlossen sein. Damit kann der Sprühnebel weniger nach oben oder seitlich aus dem Bestand entweichen.

Herbizid-Bandspritzung (1.5 Abdrift-Punkte)

Bandspritzung; Quelle: SFZ

Bei der Herbizid-Bandspritzung wird lediglich die Fläche zwischen den Reihen behandelt. Der Spritzbalken darf höchstens 50 cm über dem Boden sein und es dürfen maximal 50 % der Fläche der jeweiligen Parzelle streifenförmig behandelt werden.

Einzelpflanzenbehandlung mit Kameraerkennung und vollständiger Abschirmung (3 Abdrift-Punkte)

Beispiel für ein Gerät zur Einzelpflanzenbehandlung mit Kameraerkennung und vollständiger Abschirmung; Quelle: ecorobotix

Diese Massnahme ist mit Geräten möglich, die neben der kameragestützten Applikation den Bereich auch Abschirmen. Die Abschirmung erleichtert der Kamera die Erkennung, verringert aber ebenso die Abdrift.

Allgemeine Einflussfaktoren zur Verminderung der Abdrift im Feldbau

Was unter Abdrift zu verstehen ist, wurde bereits in der Einleitung dargestellt. Sie wird durch die folgenden Parameter beeinflusst:

  • Wind: Die Abdrift ist deutlich schwächer, wenn es kaum oder nicht windet
    –> Bei Windgeschwindigkeiten über 6 km/h ist eine Behandlung teilweise noch möglich und über 12 km/h möglichst zu vermeiden. Bei über 19 km/h ist sie verboten.
    Die Messung der Windgeschwindigkeit erfolgt mittels Windmesser. Eine einfache Einschätzung ist aber auch anhand der folgenden Tabelle möglich.
Einstufung der Windgeschwindigkeiten für die Behandlung

Die gute fachliche Praxis sollte eingehalten werden:

  • Temperatur: Ein wichtiger Faktor für die Wirkung der PSM. Sie sollte idealerweise zwischen ca. 8 und 25 °C liegen, damit leicht flüchtige PSM nicht verdunsten.
  • Luftfeuchtigkeit: Unter 60 % steigt die Gefahr von Verdunstung und die Aufnahmefähigkeit der Pflanzen ist geringer. Bei über 95 % steigt die Gefahr, dass das PSM von der Pflanze abfliesst. Wetterstationen können hier ein gutes Hilfsmittel sein.
  • Fahrgeschwindigkeit: Eine Geschwindigkeit von 8 km/h sollte nicht überschritten werden. Höhere Geschwindigkeiten sorgen für mehr Luftverwirbelungen. Dadurch werden die Tropfen stärker bewegt und können schlechter an der Zielfläche anhaften.
  • Balkenabstand: Der Spritzbalken darf max. 50 cm über der Kultur geführt werden. Grössere Abstände erhöhen das Risiko von Abdrift und verschlechtern das Spritzbild, da die doppelte Überlappung der Düsen nicht mehr stimmt. Sie müssen daher vermieden werden.
  • Tropfengrösse: Lässt sich mit der Wahl einer geeigneten Düse und des richtigen Drucks optimieren. Je grösser die Tropfen, desto geringer die Abdrift. Die nachfolgende Abbildung stellt den Einfluss der Tropfengrösse auf die Abdrift anschaulich dar. In Versuchen wurde gezeigt, dass mit abdriftmindernden Düsen gleiche Behandlungserfolge erzielt werden. Die Abdriftminderungsklasse von Düsen mit dem entsprechenden Druckbereich wird in den Prüfungen des JKI ermittelt. Sie werden auch in den Universaltabellen dargestellt.
  • Tageszeit: Meist sind die besten Bedingungen früh morgens oder abends gegeben. Zu starke Taubildung kann allerdings zum Abtropfen der Pflanzenschutzmittel von der Pflanze führen. Tau darf beim Abklopfen nicht abtropfen.
Einfluss der Tropfengrösse auf die Abdrift
Impressum

Titelbild: Landpixel

Grafiken/Illustrationen: Merel Gooijer, AGRIDEA; TOPPS-prowadis

Fachliche Mitarbeit durch Begleigruppe:

  • Jonas Plattner, BLW
  • Louisa Bühler, BLW
  • Numa Courvoisier, BLW
  • Martina Rösch, AGRIDEA
  • Christoph Stürm/Nicole Flükiger, BLV
  • Urs Schönenberger, BAFU
  • Pierre-Yves Jacquiéry, VD
  • André Zimmermann, VD
  • Andi Distel, AG
  • Markus Hochstrasser, ZH
  • Marcel Friedli, Prométerre
  • David Stöckli, FR
  • Lorenz Escher, TG
  • Brigitte Decrausaz, VS
  • Tatjana Wais, KuL/Carea
  • Niklaus Ramseyer, SBV
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