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Massnahmen zur Abdrift in Raumkulturen

Massnahmen zur Reduktion der Abdrift bei Pflanzenschutzmittelanwendungen in Raumkulturen.

Inhaltsverzeichnis

Massnahmen zur Verringerung der Abdrift

Die möglichen Massnahmen zur Reduktion der Mindestbreite der unbehandelten Pufferzone sind nachfolgend dargestellt. Informationen zur Ermittlung der erforderlichen Abdrift-Punkte finden sich auf der Seite

Neben den Abdrift-Punkten müssen allenfalls auch Abschwemmungspunkte eingehalten werden. Informationen dazu befinden sich auf den Seiten zur Abschwemmung.

Die möglichen Massnahmen zur Reduktion der Mindestbreite der unbehandelten Pufferzone sind in den folgenden Tabellen dargestellt, die auch in den Weisungen des BLV enthalten sind.

Massnahmen für Raumkulturen bis 2 m Höhe

1 In Fällen, in denen die Reihen quer zum Gewässer verlaufen.
  • Werden mehrere Massnahmen kombiniert, können Punkte kumuliert und die Abdrift sowie die Pufferzone stärker reduziert werden.
  • Eine Kombination von Massnahmen innerhalb derselben Spalte ist nicht möglich.

Spezielle Situationen

ÖLN-Anforderung zur Reduktion der Abdrift (gemäss Ziffer 6.1a.4, Anhang 1 DZV) bei kleinen Parzellen: Bei Parzellen mit einer Breite von bis zu 10 Metern sowie bei Parzellen mit bis zu 5 Reihen ist die ÖLN-Anforderung zur Reduktion der Abdrift erfüllt, wenn die Pflanzenschutzbehandlungen mit Schlauchspritze oder Rückennebelblaser nur gegen das Innere der Parzelle erfolgen. Grenzt die Parzelle an ein Schutzobjekt (z. B. Oberflächengewässer, Biotop, entwässerte Strasse, Wohnflächen und öffentliche Anlagen) muss die Behandlung nicht gegen das Innere der Parzelle, sondern weg vom Schutzobjekt erfolgen (Schutzobjekt im Rücken).

Die BLV-Weisungen enthalten keine spezifischen Massnahmen zur Driftreduktion beim Einsatz von Drohnen. Daher kann der im ÖLN vorgeschriebene „1 Punkt gegen Abdrift“ nicht erreicht werden. Für Anwendungen, die mit Drohnen durchgeführt werden, laufen derzeit Versuche, um die Möglichkeit der Verwendung von driftreduzierenden Düsen als Massnahme zu prüfen. Als Übergangslösung bis und mit 2026 muss deshalb die ÖLN-Anforderung „1 Punkt gegen Abdrift“ für Drohnen nicht umgesetzt werden. Die Auflagen der Zulassung müssen jedoch eingehalten werden.

Für Luftapplikationen mit Helikopter gelten weiterhin die bestehenden Anforderungen, siehe: Applikation aus der Luft von PSM.

Massnahmen für Raumkulturen über 2 m Höhe

Allgemeine Einflussfaktoren zur Verminderung der Abdrift

Was unter Abdrift zu verstehen ist, wurde bereits in der Einleitung dargestellt. Sie wird durch die folgenden Parameter beeinflusst:

  • Wind: Der Wind ist der wichtigste Faktor, bei der Verfrachtung von Wassertropfen in der Luft. Die Abdrift ist deutlich schwächer, wenn es kaum oder nicht windet. Eine Behandlung sollte daher möglichst bei windstillen Bedingungen stattfinden.
    Bei Windgeschwindigkeiten über 6 km/h erfolgt bereits eine beachtliche Abdrift. Eine Behandlung ist erlaubt, wenn dringend notwendig,  ab 12 km/h wenn immer möglich  zu vermeiden. Ab 19 km/h sind Behandlungen mit PSM  verboten.

Die Messung der Windgeschwindigkeit erfolgt mittels Windmesser. Eine einfache Einschätzung ist aber auch anhand der folgenden Tabelle möglich.

Einstufung der Windgeschwindigkeiten für die Behandlung in Raumkulturen

Weitere wichtige Einfussfaktoren zur Vermeidung von Drift und für die gute fachliche Praxis:

  • Tropfengrösse: Lässt sich mit der Wahl einer geeigneten Düse und des richtigen Drucks optimieren. Je grösser die Tropfen, desto geringer die Abdrift. Die nachfolgende Abbildung stellt den Einfluss der Tropfengrösse auf die Abdrift anschaulich dar. In Versuchen wurde gezeigt, dass mit Abdrift mindernden Düsen gute Behandlungserfolge erzielt werden. Der ideale Druckbereich für die verwendeten Düsen ist den Tabellen der Hersteller zu entnehmen.
  • Fahrgeschwindigkeit: Eine Geschwindigkeit von 8 km/h sollte nicht überschritten werden. Höhere Geschwindigkeiten sorgen für mehr Luftverwirbelungen. Dadurch werden die Tropfen stärker bewegt und können schlechter an der Zielfläche anhaften.
  • Temperatur: Ein wichtiger Faktor für die Wirkung der PSM. Sie sollte idealerweise zwischen ca. 8 und 25 °C liegen, damit leicht flüchtige PSM nicht verdunsten.
  • Tageszeit: Meist sind die besten Bedingungen früh morgens oder abends gegeben.
  • Blattfeuchtigkeit: Im Normalfall nur trockenes Blattwerk behandeln. Starker Tau kann zum Abtropfen von den Blättern und dadurch zu Verlusten von PSM führen.
  • Luftfeuchtigkeit: Unter 60 % steigt die Gefahr von Verdunstung und die Aufnahmefähigkeit der Pflanzen ist geringer. Bei über 95 % steigt die Gefahr, dass das PSM von der Pflanze abtropft. Wetterstationen sind ein gutes Hilfsmittel für die Beurteilung.
Quelle: Verändert nach BLW

B

Tropfengrösse gut einstellen

Je feiner die Tropfen (<100 Mirkon), desto grösser die Abdrift und die Verdunstungsverluste.

Verminderung des Anteils an kleinen Tropfen und der Abdrift:

  • Mit geringem Druck arbeiten. Den vom Hersteller für die jeweilige Düse vorgesehenen Druckbereich nicht unterschreiten.
  • Injektordüsen oder allenfalls Antidriftdüsen für eine Abdriftreduktion von 50-75 %
Quelle: Verändert nach F. Egloff-Hanhart

B

Ausrichtung der Düsen und Düsenträger

  • Die Düsen sind so auszurichten und zu öffnen, dass der Sprühnebel nicht über die Laubwand hinaus geblasen wird.
  • Mit einem Mehrfachdüsenträger können Düsen rasch gewechselt werden. Wenn immer möglich, Injektordüsen verwenden.

Richtige Berechnung und Optimierung der Dosierung

  • Optimierung der Dosierung in Abhängigkeit des Baumvolumens/Stadiums (vgl. Agrometeo oder App Spritzmittelrechner)

Erläuterung der Massnahmen zur Umsetzung von Abdrift-Punkten

B

Düsen

Quelle: Hardi

B

Verwendung von Antidriftdüsen (AD Düsen)

Behandlung der Laubwand oder Herbizidapplikation. Mit diesen Düsen kann die Abdrift reduziert werden.

Durch ein Dosierplättchen wird der Druck gesenkt und die Bildung von Tropfen mit größerem Durchmesser ermöglicht.

0,5 Punkte

Injektordüsen, Quelle: Lecher
Quelle: ALBUZ

Verwendung von Injektordüsen (ID Düsen)

Diese Düsen verfügen über eine zweite Öffnung, die eine Luftzufuhr in den Brühestrahl ermöglicht und so grössere Tropfen generiert, die in kleine Tröpfchen zerfallen, wenn sie auf das Ziel treffen.

Injektordüsen können bei folgenden Sprühgeräten verwendet werden:

  • Gebläsespritze
  • Spritzbalken

1 Punkt

Gerätschaften

Quelle: verändert nach F. Egloff-Hanhart

B

Horizontale Luftstromlenkung mit Höhenbegrenzung oder Tangentialgebläse

Mit dieser Art von Sprühgeräten kann der Luftstrom mit der Brühe ausschliesslich auf die Vegetation gerichtet und Verluste von Pflanzenschutzmitteln, namentlich oberhalb der Laubwand, reduziert werden.

0,5 Punkte

Spritzgerät mit Vegetationsdetektor; Quelle: Hans Wanner GmbH

B

Vegetationsdetektor mit horizontaler Luftstromlenkung oder mit Tangentialgebläse

Ist das Gerät zusätzlich mit einem Vegetationsdetektor zur Laubwanderkennung ausgestattet, werden die Düsen automatisch geschlossen und geöffnet; die Behandlung wird dadurch präziser, insbesondere mit der Schliessung der Düsen unmittelbar am Ende der Reihe.

1 Punkt

Tunnelrecycling-Sprühgerät; Quelle: Hans Wanner GmbH

B

Tunnelrecycling-Sprühgerät

Mit diesem System wird die Brühe auf beiden Seiten der Reihe gleichzeitig ausgebracht. Die durchdringende Brühe wird aufgefangen und recycliert.

So kann der Mittelaufwand insbesondere zu Beginn der Vegetation reduziert werden. Einsatz bei mässiger Hangneigung ohne Quergefälle und ohne Witterungsschutz.

Reben und andere Raumkulturen bis 2 m:

2 Punkte

Obstkulturen und andere Raumkulturen über 2 m:

1,5 Punkte

Bandspritzung; Quelle: Marlis Nölly, BBZ Arenenberg

B

Herbizid-Bandspritzung

Es wird nur der Pflanzstreifen behandelt.

1,5 Punkte

Parzellen

Geschlossenes Hagelnetz; Quelle: Johannes Hanhart, AGRIDEA

B

Geschlossenes Hagelnetz oder Witterungsschutz

Mit einem geschlossenen Hagelnetz oder einem Witterungsschutz kann die Drift merklich reduziert werden, insbesondere bei der Verwendung konventioneller Düsen.

0,5 Punkte

Zusammenhängender Vegetationsstreifen; Quelle: Jaques Dugon, AGRIDEA

B

Zusammenhängender Vegetationsstreifen

Zusammenhängender Vegetationsstreifen, anders als die Kultur, zwischen Schutzobjekt und Parzelle, mindestens 3 m breit und mindestens so hoch wie die behandelte Kultur.

Da es sich beim zusammenhängenden Vegetationsstreifen um eine Hecke handelt, muss ein Pufferstreifen von mindestens 3 m zum Vegetationsstreifen eingehalten werden (Details, siehe Merkblatt Pufferstreifen richtig messen und bewirtschaften).

1 Punkt

Vertikale Barriere; Quelle: Johannes Hanhart, AGRIDEA

oder

Vertikale Barriere

Vertikale Barriere, wie beispielsweise eine Beschattungsmatte oder eine Driftschutzhecke mit einer optischen Deckung von mindestens 75  % (weniger als 25  % ist auf der anderen Seite der Barriere zu sehen), die mindestens 1 m höher ist als die behandelte Kultur.

1 Punkt

Totaleinnetzung, Quelle: Johannes Hanhart, AGRIDEA

oder

Vertikal aufgespanntes Insektenschutznetz im Anschluss an das aufgespannte Hagelnetz

Senkrechtes Insektenschutznetz mit einer maximalen Maschenweite von 0.8 x 0.8 mm im Anschluss an Hagelnetz oder eine Folie (Totaleinnetzung)

1 Punkt

Witterungsschutz und Vegetationsgürtel; Quelle: Johannes Hanhart, AGRIDEA

B

Witterungsschutz und zusammenhängender Vegetationsstreifen

Hagelnetz oder Witterungsschutz und zusammenhängender Vegetationsstreifen von mind. 3 m Breite und mind. so hoch wie die behandelte Kultur.

Da es sich beim zusammenhängenden Vegetationsstreifen um eine Hecke handelt, muss ein Pufferstreifen von mindestens 3 m zum Vegetationsstreifen eingehalten werden (Details, siehe Merkblatt Pufferstreifen richtig messen und bewirtschaften).

Reben und andere Raumkulturen bis 2 m:
2 Punkte

Obstkulturen und andere Raumkulturen über 2 m:
1,5 Punkte

B

Witterungssschutz und vertikale Barriere; Quelle: Johannes Hanhart, AGRIDEA

oder

Witterungsschutz und vertikale Barriere

Vertikale Barriere (Beschattungsmatte oder Driftschutzhecke) mit optischer Deckung von mind. 75% im Anschluss an das aufgespannte Hagelnetz.

Reben und andere Raumkulturen bis 2 m

2 Punkte

Obstkulturen und andere Raumkulturen über 2 m

1,5 Punkte

Durchführung

Quelle: verändert nach F. Egloff-Hanhart

B

Optimierte Luftmenge

A 
Für Gebläsesprayer und andere Luftstrom-Sprühsysteme

darf die maximale Luftmenge von

20 000 m3 / h bei Reben und anderen Raumkulturen bis 2 m Höhe respektive

30 000 m3 / h bei Obstkulturen und anderen Raumkulturen über 2 m Höhe

nicht überschritten werden.

Quelle: AGRIDEA

oder

B
Keine Luftunterstützung gegen aussen in 5 Randreihen

oder

C
5 Randreihen nur gegen innen spritzen (mit Luftunterstützung).

Die Massnahmen B und C gelten nicht für Reihen, die quer zum Schutzobjektverlaufen.

0,5 Punkte für eine dieser Massnahmen

Quelle: Johannes Hanhart, AGRIDEA

B

A
Maximal 20 000 m3 / h bei Reben und anderen Raumkulturen bis 2 m Höhe respektive

Maximal 30 000 m3 / h bei Obstkulturen und anderen Raumkulturen über 2 m Höhe

und

B
Keine Luftunterstützung gegen aussen in 5 Randreihen

Diese Massnahmen gelten nicht für Kulturen, die quer zum Schutzobjekt angelegt sind.

1 Punkt für die Kombination beider Massnahmen

B

Quelle: AGRIDEA

oder

A
Maximal 20 000 m3 / h bei Reben und anderen Raumkulturen bis 2 m Höhe respektive

Maximal 30 000 m3 / h bei Obstkulturen und anderen Raumkulturen über 2 m Höhe

und

C
5 Randreihen nur gegen innen spritzen (mit Luftunterstützung).

Diese Massnahmen gelten nicht für Kulturen, die quer zum Schutzobjekt angelegt sind.

1 Punkt für die Kombination beider Massnahmen

Quelle: Johannes Hanhart, AGRIDEA
Quelle: Johannes Hanhart, AGRIDEA

B

Rückennebelblaser oder Schlauchspritze (Gun)

Reben und anderen Raumkulturen bis 2 m Höhe:

5 Randreihen oder einen 10 m breiten Kulturrand mit Schlauchspritze oder Rückennebelblaser nur gegen innen spritzen.

1 Punkt

Quelle: Charlotte Jaggi, AGRIDEA

B

5 Randreihen, wenn die Reihen parallel zum Schutzobjekt verlaufen.

Quelle: AGRIDEA

B

10 m Kulturstreifen, wenn die Reihen quer zum Gewässer verlaufen

Quelle: Johannes Hanhart, AGRIDEA

B

Behandlung von Einzelbäumen (Hochstamm-Streuobst) mit Rückennebelblaser oder Schlauchspritze nur gegen das Innere der Parzelle (weg vom Schutzobjekt).

1 Punkt

Impressum

Titelbild: Toolkit Anwenderschutz Pflanzenschutzmittel

Grafiken/Illustrationen: Katja Krawetzke, AGRIDEA

Fachliche Mitarbeit durch Begleitgruppe:

  • Laurent Nyffenegger, BLW
  • Martina Keller, BLV
  • Nicole Flükiger, BLV
  • Urs Schönenberger, BAFU
  • Christian Linder, Agroscope
  • Max Kopp, Inforama Bern
  • Marlis Nölly, BBZ Arenenberg
  • Fabio Kuonen, Fachstelle Obstbau und Gemüsebau, VS
  • Lorenz Escher, KOL TG
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