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Direktvermarktung

Teigwaren – Chance in der Direktvermarktung

Teigwaren sind ein beliebtes und preisgünstiges Grundnahrungsmittel mit dem sich schnell, einfache Gerichte zubereiten lassen. Daraus bieten sich Chancen für die Direktvermarktung. Ein Eier-produzierender Betrieb kann zudem überzählige Eier zu einem guten Preis verwerten. Für die Produktion sind spezielle Geräte und Einrichtungen nötig. Erfahre hier, ab wann sich deren Anschaffung lohnt.

Inhaltsverzeichnis

Konsumtrends, Marktpotential

Teigwaren aus Schweizer Hartweizen oder auch aus naturnah produzierten alten Getreidearten wie Dinkel und Emmer, passen zur Nachfrage nach ernährungsphysiologisch gesunden Nahrungsmitteln. Sie können ausgezeichnet variiert werden und kosten bei der Zubereitung kaum Zeit. In der Schweiz werden gemäss Statista pro Einwohnerin im Schnitt 10.17 kg pro Kopf und Jahr verzehrt, das entspricht etwa 60 Tellern Pasta im Jahr. Dieses Potential bietet Chancen für die Herstellung regionaler Teigwaren in der Direktvermarktung.

Sortiment

Vor dem Einstieg gilt es, sich zu überlegen mit welchem Sortiment man in die Teigwarenproduktion einsteigen will. Wenn mit der Teigwarenproduktion neben Schweizer Getreide auch Eier verwertet werden sollen, bietet sich die Herstellung von Eier-Teigwaren an. Wenn keine Eier vom Betrieb verwendet werden können, lohnt es sich eine Zusammenarbeit mit einem regionalen Produzenten von Schweizer Freilandeiern zu prüfen.

Beim Getreide kann mit verschiedenen Sorten und Mahlgraden, sowie Mischungen variiert werden. Experimentiere, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Teigwaren:

  • nur aus Hartweizen
  • aus Hartweizen und Weizenmehl
  • aus Dinkel / Emmer / Leguminosen

Tiefes Sortiment

Ein tiefes Sortiment entsteht aus dem gleichen Teig, durch die Verwendung verschiedener Matrizen/Formen:

  • Spagetti
  • Nudeln in div. Breiten
  • Spirelli
  • Penne
  • Krawättli
  • Muschel
  • Hörnli
  • Picci
  • Dekoformen wie Herzli, Edelweiss
  • etc.

Breites Sortiment

Ein breites Sortiment entsteht durch den Zusatz von Kräutern, Gemüsen, Pilzen oder Gewürzen, in Pulverform oder frisch. Das ergibt verschiedene Farben und Aromen, z.B.:

  • Spinat
  • Bärlauch
  • Steinpilz
  • Mohn
  • Tomaten
  • Dill / Thymian / Rosmarin
  • Pesto
  • Curry
  • etc.
  1. Mehltyp: Bei der Wahl des Leguminosenmehls (z.B. Linsen, Kichererbsen, Erbsen) auf genügend feine Mahlung achten, um eine homogene Teigmasse zu gewährleisten. Grobes Mehl kann die Konsistenz und Textur der Teigwaren negativ beeinflussen, sowie die Matrizen verkleben.
  2. Feuchtigkeitsgehalt: Leguminosenmehl hat andere Wasseraufnahmefähigkeiten als Weizenmehl. Daher ist es wichtig, die richtige Wassermenge hinzuzufügen. Der Teig sollte nicht zu trocken, aber auch nicht zu klebrig sein.
  3. Bindemittel: Da Leguminosen kein Gluten enthalten, ist es oft notwendig, zusätzliche Bindemittel wie z.B. Guarkernmehl oder Xanthan zu verwenden, um die gewünschte Teigelastizität zu erreichen (bei Deklaration beachten).
  4. Reinigung: Nach der Verarbeitung von Leguminosenteig ist eine gründliche Reinigung der Maschine wichtig, da das Mehl öliger sein kann und Rückstände hinterlässt, die Schimmelbildung begünstigen können.
  5. Trockenzeit: Teigwaren aus Leguminosen benötigen in der Regel eine längere Trockenzeit. Teigwaren gleichmässig trocknen und gut belüften, um Brüche zu vermeiden.

Hinweise der Firma Korngold AG

Teigwarenauswahl Hofladen Suter, Lupfig

Voraussetzungen und Absatz

Bevor Teigwaren verkauft werden können, sind neben den ersten Sortiments-Ideen auch genaue Überlegungen zum möglichen Absatz, zur Preisgestaltung, Produktpräsentation, den Gesetzlichen Vorgaben und zur Vermarktungsstrategie notwendig. Auch eine einheitliche Linie in der Verpackung (attraktiv, praktisch, ökologisch) mit eigenem Logo auf allen Werbemitteln prägen das Images des Betriebes und gehören zu einem professionellen Marketing.

Zwei Faktoren beeinflussen die erzielbare Absatzmenge am meisten: Der mögliche Kundenkreis mit seinen Bedürfnissen, sowie die Voraussetzungen auf dem Betrieb. Produktmengen, geeignete Räume und notwendige Geräte sowie freie Arbeitskapazität soll zusammenpassen.

Aus der untenstehenden Grafik wird ersichtlich wie man eine einfache Schätzung zum möglichen Absatzpotential einer Region macht. Dazu wird das Absatzgebiet festgelegt und die Einwohnerzahlen sowie die Anzahl Haushalte der Gemeinden abgeklärt.

Schätzung des Absatzpotentials
Schätzung des Absatzpotentials (eigene Darstellung)

Geeignete Absatzwege und Verkaufsargumente

Die hofeigene Teigwarenherstellung muss in grösseren Produktionseinheiten gemacht werden, damit sich die Investitionen in Geräte und Arbeitstraum rechnen.

Die bewährten Absatzwege wie Ab-Hof-Verkauf und Marktstand reichen eventuell nicht aus, um diese Mengen an den angestammten Kundenkreis zu verkaufen.

Ein Teil der Menge könnte zum Beispiel auch über Wiederverkäufer vertrieben werden:

  • andere Direktvermarkterinnen
  • Detailhändler
  • Lebensmittelläden mit regionalem Angebot

Eine weitere Möglichkeit bietet der direkte Verkauf an Grossküchen von:

  • Hotels und Restaurants
  • Cateringfirmen
  • Alters- und Pflegheime
  • Personalrestaurants
  • Festwirtschaften
  • Schulverpflegungsstätten

Schweizer Teigwaren, handwerklich hergestellt, sind ein gutes Verkaufsargument. Es bietet sich an, den Käuferinnen die Vorteile von Getreide aus der Schweiz aufzuzeigen. Die Möglichkeiten dazu sind vielfältig und können über verschiedene Kanäle (online, vor Ort im Hofladen, mit einem Plakat, im persönlichen Gespräch etc.) vermittelt werden. Durch qualitativ hochwertige und regionale Rohstoffe kann auch ein höherer Preis generiert werden.

Die Wahl der richtigen Teigwarenmaschine

Die Bandbreite der erhältlichen Teigwarenmaschinen ist enorm. Varianten von 1 kg bis 70 kg Teig-Fassungsvermögen und 3 kg bis 300 kg produzierte Teigwaren pro Stunde, schlagen mit unterschiedlichen Investitionen zu Buche (Preise von ca. CHF 1’975 bis CHF 39’500). Die gewünschte Verarbeitungsmenge bestimmt die Wahl der Maschine. Bei grösseren Maschinen wird ein Starkstromanschluss (400 V) notwendig. Es lohnt sich daher, die nötigen Abklärungen im Voraus zu machen.

Sobald Direktvermarkter regelmässig (zum Beispiel einen Tag pro Woche) Teigwaren produzieren, empfiehlt es sich, eine Maschine mit Wasserkühlung anzuschaffen. Durch den hohen Druck beim Pressen der Teigmischung durch den Presskanal und die Matrize entsteht eine hohe Temperatur. Die Hitze kann das Aussehen der Teigwaren beeinflussen, wenn nicht gekühlt wird.

Wenn man noch nicht sicher ist, wie sich der Teigwarenverkauf entwickeln wird, kann es sich lohnen, beim Anbieter abzuklären ob erst eine kleinere Maschine gekauft und bei Bedarf auf eine Grössere umgestiegen werden kann. Die kleinere wird teilweise angerechnet. Aus diesem Grund ist es inzwischen möglich, gerade für kleinere Geräte auch gut erhaltene Occasionen zu finden.

Notwendige Infrastruktur

  • Teigwarenmaschine
  • Zubehör (Teigwarengitter, Matrizen)
  • Geeigneter Verarbeitungsraum mit Strom und Wasseranschluss
  • Trockenraum (oder -schrank)
  • eventuell Kondensationstrockner für den Trockenraum oder -Schrank
  • Lagermöglichkeit
  • eventuell Feuchtigkeitsmesser zur Bestimmung des Wassergehalts der Nudeln (diese Geräte sind relativ teuer; der Wassergehalt einiger Stichproben kann auch im Labor bestimmt werden)

Maschinenlieferanten beraten gerne, welche Geräte und Materialien im einzelnen, konkreten Fall passen. Zum Teil bieten die Maschinenlieferanten selbst die zusätzlichen Geräte und Materialien an, oder sie können mit Kontaktadressen und Beispielen aus der Praxis weiterhelfen.

Produktionsablauf

Rohmaterialien
– Hartweizengriess, Weichweizendunst, Mehl
– Ei / Wasser, Zutaten
auf 1 kg Trockenware ca. 350-400 g Flüssigkeit

Dosieren

Rohmaterialien
– Hartweizengriess, Weichweizendunst, Mehl
– Ei / Wasser, Zutaten
auf 1 kg Trockenware ca. 350-400 g Flüssigkeit

Teigmischung herstellen

Mischen, kneten

Teigmischung herstellen

Pressware/-formate
– Langware z.B. Spagetti
– Kurzware z.B. Rigatoni, Spiralen

Pressen, walzen

Pressware/-formate
– Langware z.B. Spagetti
– Kurzware z.B. Rigatoni, Spiralen

Trocknung bei Zimmertemperatur oder mässiger Wärme (50-55 °C). Wassergehalt der Teigwaren kann mit Hilfe eines Hygrometers festgestellt werden.

Vortrocknen, wenden, trocknen

Trocknung bei Zimmertemperatur oder mässiger Wärme (50-55 °C). Wassergehalt der Teigwaren kann mit Hilfe eines Hygrometers festgestellt werden.

Wenn die Teigwaren fertig getrocknet sind, werden sie verpackt, die Deklaration angebracht und für den Verkauf bereitgestellt.

Verschiedene Teigwarenformen in einer Verpackung die wenig Licht durchlässig ist. So bleibt die Qualität länger erhalten. (Foto: Sabine Bosshard)

Anforderungen

Produkt

Auszug aus der Verordnung über Lebensmittel pflanzlicher Herkunft, Pilze und Speisesalz des EDI. Weitere Hinweise zum Abschnitt Teigwaren sind unter folgendem Link abrufbar.

Teigwaren sind Lebensmittel, die aus Müllereiprodukten hergestellt werden. Sie dürfen Zutaten wie Eier, Milch oder Gemüse enthalten.

Der Wassergehalt von Trockenteigwaren jeder Art darf nicht höher als 13 Massenprozent sein. Eierteigwaren müssen mindestens 135 g Eierinhalt von Schalen- oder Gefriereiern oder 36 g Trockenvollei auf 1 kg Müllereiprodukte enthalten. Die Zugabe von Hühnereiweiss, Klebereiweiss, Speisefett, Speiseöl und Speisesalz ist gestattet.

Als „Teigwaren“ bezeichnete Produkte dürfen nur aus Weizenmahlprodukten hergestellt sein. Werden Teigwaren mit anderen Müllereiprodukten (zum Beispiel Mehl von Roggen, Gerste, Dinkel oder Soja) hergestellt, so muss dies in der Sachbezeichnung entsprechend angegeben werden (zum Beispiel Dinkel-Spiralen)

Die Zugabe von Gemüse und anderen Zutaten muss in der Sachbezeichnung angegeben werden. Ausgenommen sind: Hühnereiweiss, Klebereiweiss, Speisefett, Speiseöl und Speisesalz; Eier; Milch. Zum Beispiel Frischei-Teigwaren mit Kräutern.

Enthält das Erzeugnis mindestens 20 g Milchtrockenmasse pro Kilogramm Müllereiprodukte, so darf in der Sachbezeichnung «Milchteigwaren» angegeben werden.

  • Sachbezeichnung (zum Beispiel Eier-Teigwaren)
  • Verzeichnis der Zusammensetzung (in mengenmässig absteigender Reihenfolge)
  • Preis
  • Gewicht
  • Datierung (mindestens haltbar bis)
  • Name und Adresse des Herstellers, inkl. Produktionsland

Sorgfältiges Mischen und Abwägen auf einer geeichten Waage sowie genaue Deklaration und geschützte Lagerung gehören zur vorschriftsmässigen Erfüllung der Lebensmittelverordnung.

Optional einen Zubereitungshinweis ergänzen, so bleibt die Qualität bis zum Genuss erhalten.

Teigwaren mit Spinat

Weichweizendunst, Wasser, Eier, Spinat (10 %)

300 g, CHF 5.50

(CHF 18.30/kg)

mindestens haltbar bis: TT.MM.JJJJ

Anna Muster, Musterhof 12, CH-PLZ Musterlingen

Teigwaren

Weichweizendunst, Wasser, Eier

250 g, CHF 4.50

(CHF 18.00/kg)

mindestens haltbar bis: TT.MM.JJJJ

Anna Muster, Musterhof 12, CH-PLZ Musterlingen

Verarbeitungsraum

Bei gewerbsmässiger Herstellung von Lebensmittel ist es von grossem Vorteil, einen separaten Verarbeitungsraum einzurichten. Eine Herstellung in der privaten Küche ist nicht optimal. Folgende Punkte sollten für einen geeigneten Verarbeitungsraum mindestens erfüllt sein:

  • Ausreichende Grösse für Geräte, Arbeitsfläche und Ablage
  • Wände gekachelt, mit Kunststoffbelag oder mit abwaschbarer Farbe gestrichen (glatt und rissfrei)
  • Boden gekachelt oder Kunststoff rutschsicher und pflegeleicht
  • Arbeitsfläche abwaschbar, hart, glatt und rissfrei (Chromstahl, Granit usw.)
  • Fenster (zum Lüften mit Fliegengitter)
  • Handwaschgelegenheit, Seifenspender, Einweghandtücher
  • Strom- und Wasseranschluss
  • eventuell Heizmöglichkeit

Kritische Punkte

Die Herstellung von Teigwaren mit Frischeiern birgt ein Salmonellenrisiko, gerade wenn die Teigwaren bei Zimmertemperatur oder mässiger Wärme getrocknet werden. Wenn Sie also keine pasteurisierten, sondern eigene, frische Eier verwenden, ist besondere Sorgfalt gefordert:

  • regelmässiger Salmonellen-Test des Hennenbestands (ein Mal pro Jahr gemäss Tierseuchenverordnung)
  • nur frische und intakte Eier verwenden (keine Knick- oder Brucheier)
  • hoher Hygienestandard bei der Verarbeitung, Trocknung und Lagerung.

Es besteht auch die Möglichkeit, ab und zu einige Stichproben der Teigwaren in einem Labor auf ihren mikrobiologischen Zustand (Keimzahlen gemäss Hygieneverordnung) überprüfen zu lassen.

Wirtschaftlichkeit

Um festzustellen, ob und wie sich die Produktion und Direktvermarktung von Teigwaren bezahlt macht, empfiehlt es sich, eine möglichst genaue Schätzung der festen und veränderlichen Kosten vorzunehmen. Eine weitere wichtige Überlegung ist die Frage: Erreiche ich meinen Wunsch-Stundenlohn?

Fixe Kosten

  • Maschinen- und Gerätekosten (Abschreibungen und Zinsen)
  • Raumkosten / Raummiete

Variable Kosten

  • Zutaten, Nahrungsmittel
  • Verpackung
  • diverse Kosten (Strom, Wasser, Werbung, etc.)
  • Instandhaltungskosten
Preisbestimmung

Um den Preis für Produkte zu ermitteln, ist es wichtig die Kosten inkl. angestrebtem Stundenlohn zu berechnen. Es lohnt sich, anschliessend den ermittelten Preis aus Kundensicht (Nachfrageseite) und Mitbewerbersicht (Wettbewerbsseite) zu vergleichen und allenfalls nach oben anzugleichen.

Die folgende Tabelle zeigt ein Beispiel für eine solche Preiskalkulation.

Wirtschaftlichkeitsberechnung

Annahmen: Produktion etwa 36 kg im 2 Wochen Rhythmus; Herstellung von Eierteigwaren, ohne Zusatz von Kräutern oder Gewürzen; Verkauf der Teigwaren im Hofladen; Verwendung betriebseigener Eier und Weichweizendunst, Amortisation der Infrastruktur: Umbau ➡️ 20 Jahre, Installationen ➡️ 20 Jahre, Maschinen und Geräte ➡️ 10 Jahre; Verzinsung ➡️ 3%

Weiterführende Informationen

Verordnungen
Hilfsmittel Berechnung
Tipps aus der Praxis
  • mit Dunst arbeiten, gibt eine gute Teigkonsistenz und verklebt weniger
  • bei Hülsenfrüchten evtl. normales Mehl zufügen um Kleber zu erhalten.
Weiterführende Links
Impressum

Titelbild: Simone Hunziker, AGRIDEA

Fotos/ Grafiken: Simone Hunziker, Nadine Schrepfer AGRIDEA; Sabine Bosshard, Plantahof

Fachliche Mitarbeit:

  • am Ausgangsdokument: Gabriela Renggli, Alfred Bänninger, Daniela Gilgen, AGRIDEA
  • an der Seite: Simone Hunziker, Rita Steiner, Sabine Bosshard

Bibliografie

  • Basis für diese Agripedia Seite bot die vergriffene Publikation „Teigwarenproduktion – Chance für Direktvermarkter“ der AGRIDEA, publiziert durch „Die Grüne“ 45/1998