Themen
Hofübergabe Betriebsführung

Betriebsübergabe an und -führung durch Kollektive

Die Zukunft vieler Landwirtschaftsbetriebe ist ungewiss. Mehr als die Hälfte der Betriebsleitenden ist über 50 Jahre alt. Die Nachfolge innerhalb der Familie nimmt ab. Somit wird die Suche nach alternativen Betriebsmodellen immer dringlicher. Bieten Betriebsübergaben an Kollektive eine Chance, die Landwirtschaft resilienter und flexibler zu gestalten?

Inhaltsverzeichnis

Diese Beitragsserie zeigt auf, was bei der Übergabe von Betrieben an Kollektive zu beachten ist und wie die Betriebsführung durch Kollektive gelingen kann. Aufgeführt sind Praxisbeispiele sowie Adressen für Unterstützung bei Durchführung und Planung.

Kollektiv

Unter Kollektiv wird hier eine Gruppe von 3 – ca. 12 Personen
mit gleicher Verantwortung, Risiko und Entscheidungsmacht auf demselben Landwirtschaftsbetrieb verstanden.

Hintergrund

Chancen der gemeinschaftlichen Betriebsführung: weniger Verantwortung und Risiko ‐ mehr Flexibilität

Das fortschreitende Hofsterben in der Schweizer Landwirtschaft bedeutet nicht nur den Verlust von Betrieben, sondern auch von Vielfalt, Kultur und Tradition. Bestehende Betriebe profitieren teils von Landzuwachs und Effizienzsteigerungen, aber auch eine grössere Arbeitsbelastung und Verschuldung gehen damit einher. Zudem ist die Branche gefordert, auf Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Bevölkerungswachstum zu reagieren. Damit die Schweizer Landwirtschaft widerstandsfähig, produktiv und nachhaltig bleibt, braucht es motivierte und innovative Arbeitskräfte, die unter anspruchsvollen Bedingungen arbeiten.

Ein ergänzendes Betriebsmodell

Eine Alternative zum klassischen Familienbetrieb als Einzelunternehmen stellt die gemeinschaftliche Betriebsleitung durch mehrere Personen dar. Diese Betriebsform ist bislang wenig verbreitet, bietet aber Potenzial, da Arbeitslasten und Risiken auf mehreren Schultern verteilt werden können. Die Innovationskraft und Diversifizierung auf den Betrieben werden gefördert, und die Möglichkeit zum Nebenerwerb kann erleichtert werden.

Nicht nur einfach …

Neben Vorteilen birgt dieses Modell auch Herausforderungen. Konflikte innerhalb der Gruppe können Spannungen erzeugen, und rechtliche sowie finanzielle Haftungsfragen müssen von Beginn an klar geregelt sein. Was passiert, wenn die Gruppe aufgelöst wird oder Mitglieder ein- oder aussteigen wollen? Zudem sind die relevanten Gesetzestexte (BGBB, LPG, LwG, RPG, usw.) und die entsprechenden Verordnungen (DZV, SVV, LBV) auf Familienbetriebe ausgerichtet. Der Erwerb von landwirtschaftlichen Gewerben oder Grundstücken durch juristische Personen oder Gesellschaften ist erschwert, denn der Erwerb zum Ertragswert gilt nur bei natürlichen Personen innerhalb der Familie.

Rechtliche Unsicherheiten

Die Behörden haben bisher wenig Erfahrung mit alternativen Betriebsformen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind kompliziert und schwer durchschaubar.


Hinweise, Ergänzungen, Anregungen und Kommentare nehmen wir gerne entgegen →

Impressum

Titelbild: AGRIDEA

Grafiken/Illustrationen: Merel Gooijer, AGRIDEA

Fachliche Mitarbeit:

  • Till Graf
  • Magali Lacam, AGRIDEA
  • Orlando Scholz, AGRIDEA

Redaktionelle Mitarbeit:

  • Florian Peyer, AGRIDEA

Bibliographie:

  1. Zorn, Alexander (2025): The structure of ageing in Swiss agriculture. In: Journal of Rural Studies, Volume 115, 103574. https://doi.org/10.1016/j.jrurstud.2025.103574
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